Sonntag, 10. Juli 2016

Teenage Mutant Ninja Turtles: Smash-Up Review

Vor einer Weile sind ein Großteil meiner alten Reviews von GAMERSUNITY in den Tiefen des Internets verschollen gegangen. Ich werde zusehen, dass ich die die es noch gibt nach und nach hier in den Blog rette. Den Anfang macht eines meiner ersten Reviews zu einem Spiel von dem ich mir viel erhofft hatte. 





Auf dem Papier ist das Konzept perfekt. Man kombiniere Super Smash Bros., die beste Erfindung seit g'schnitten Brot, mit den Teenage Mutant Ninja Turtles. Aber nur weil etwas in der Theorie gut klingt, heißt das leider noch lange nicht, das es auch in der Praxis funktioniert. Taugt Smash-Up dann wenigstens als Fan-Service?

Zu Beginn möchte ich eines gleich loswerden: Für den Fall, dass es durch das Design meines Blogs und meines Usernamen noch nicht offensichtlich war, ich bin ein Riesenfan der TMNT. Ich bin mit der alten Serie und den Filmen groß geworden und habe die Höhen und Tiefen des Franchises miterlebt. Von der miesen the Next Mutation Real-Serie, die eigentlich mehr mit den Power Rangers als den Ninja Turtles gemein hatte, bis hin zu der tollen neuen Trickserie von 2003, welche am ehesten mit Gargoyles oderBatman: the animated series zu vergleichen ist. Auch der neue Kinofilm von 2007 hat mir, trotz seiner offensichtlichen Fehler, wirklich gefallen.
Außerdem gehört Super Smash Bros. Brawl zu meinen absoluten Lieblingsspielen. Man sollte also eigentlich davon ausgehen können, dass Smash-Up genau das Spiel für mich ist. Außerdem hatten die vier Mutanten seit dem Original Turtles in Time kein erinnerungswürdiges Spiel mehr.

Ein Klon ist ein Klon ist ein Klon ist ein Klon.

Teenage Mutant Ninja Turtles: Smash-Up
Worst. Cover. Ever.
TMNT Smash-Up hat ein massives Problem. Es versucht zu sein wie Super Smash Bros. und versagt dabei. Nachdem was ich an Informationen für mein Preview hatte, ging ich davon aus, dass die Entwickler, von denen ein paar auch tatsächlich an SSBB mitgearbeitet haben, versuchen etwas eigenes auf die Beine zu stellen. Aber man merkt recht schnell, dass es sich doch nur einen simplen Smash-Klon handelt. Nur, dass es nicht darum geht den Gegner aus der Arena rauszuhauen, sondern ihn K.O. zu prügeln. 
Jeder Charakter hat normale Angriffe und Spezial-Attacken, die durch drücken von B/1 und einer Richtungseingabe ausgelöst werden. Das Problem hierbei ist, dass im Gegensatz zu Smash Bros, wo sich Drachen, Magier und Weltraumkrieger gegenseitig mit Lasern und Feuerbällen beharken, sich hier nur (bewaffnete) Kung-Fu Kämpfer messen. Somit sind auch die Spezialangriffe alle recht, naja, langweilig. Fast jeder Charakter hat eine Art Wirbelattacke und einen simplen Sprungangriff, die aber nicht immer so funktionieren wie sie sollten. Insgesamt wirkt alles deutlich uninteressanter als in Nintendos Prügler, weil den Angriffen einfach der Wumms fehlt. Mit Ausnahme von Shredders Blitzattacken fühlen sich die meisten Attacken recht mickrig an und man merkt selten, dass man überhaupt welche benutzt hat, weil es nicht wirklich herraussticht. 

Ansonsten bietet die Steuerung nicht viel neues. Es gibt Double-Jumps, Blocks, Würfe und Ausweichmanöver, genau wie in SSB. Smash-Attacken, oder etwas Vergleichbares, fehlen allerdings. Neu hinzu kommt die Möglichkeit mit der Wii-Mote, oder im Falle eines anderen Gamepads mit dem Stick, ein Fadenkreuz über den Bildschirm zu steuern, um so auf die Items zu schießen und sie zu verändern. Das funktioniert ganz gut mit der Wii-Mote, wenn man aber mit einem normalen Controller spielt, bringt das einen aber zu schnell aus dem Konzept, als das es wirklich eine sinnvolle Option wäre.
Insgesamt spielt es sich auch ein bisschen lahm. Die Figuren scheinen manchmal nicht richtig auf die Steuerung zu reagieren. In verschieden Arenen hat man noch die Möglichkeit für Wall-Jumps oder man kann sich an rot-leuchtenden Balken umherschwingen, aber es hilft dem Spielablauf nicht wirklich.
Dann gibt es natürlich noch Items, oder "Ninja-Kräfte", wie sie in dem Spiel genannt werden. Das reicht von Kunais, über Stampfattacken, bis hin zu obskureren Sachen wie Feueratem und sogar ein Blitzschild (Damn you, Naruto!). Aus irgendeinem unbekannten Grund können die Items aber nicht im Sprung benutzt werden und ich hatte auch hier oft Probleme mit der Steuerung.
Zumindest bietet einem das Spiel an, für jeden möglichen Controller die Steuerung komplett selbst zu gestalten.

Teenage Mutant Ninja Turtles: Smash-Up
Raphael vs. Casey, ein klassisches Match.
Auch die Spielmodi sind nicht sonderlich aufregend. Es gibt einen Arcade-Modus in dem die Geschichte, welche sich übrigens nicht an irgendeiner bestimmten Turtles-Inkarnation orientiert, in Comic Bildern erzählt wird. Hier kämpft man sich jedes mal durch die selben Gegner in wechselnder Reihenfolge, aber dies ist nur mit den sieben Charakteren möglich, die schon zu Beginn spielbar sind. Dann gibt es neben dem Multiplayer noch den obligatorischen Survival-Modus und eine Online-Funktion. Ich hab 5 Minuten gewartet, aber es kam kein Spiel zustande. Mickrig, einen Tag nach dem Release. Ebenfalls enthalten ist ein Turnier-Modus, für den unwahrscheinlichen Fall, dass mehr als vier Leute anwesend sind, die das Spiel spielen möchten.
Es gibt auch einen Missions-Modus, ähnlich wie der in Brawl, und diverse Bonusspielchen, wie z.B. möglicht schnell einen Turm hinaufklettern, aber beides macht nicht so viel Spaß oder ist so fordernd wie in Smash Bros.

Wo sind die denn bloß alle?

Teenage Mutant Ninja Turtles: Smash-Up
Anscheinend war Krang nicht cool genug. Deswegen gibt es jetzt den 'Utrominator'.
Aber wenn es spielerisch nicht so der Brüller ist, dann wird das doch sicher wieder ausgeglichen durch die Charakterauswahl, oder? Immerhin hatten die Entwickler 25 Jahre Turtles-Geschichte um sich davon zu bedienen. Denkste! Das Roster liegt bei mickrigen 16 Charakteren, drei davon sind noch nicht einmal Turtlesfiguren. Selbst Mortal Kombat vs. DC Universe hatte mehr zu bieten. Für mich zeichnet sich der Reiz und die Langzeitmotivation eines Beat 'em-ups vorallem durch die Anzahl der Charaktere und deren Abwechslungsreichtum aus, ganz besonders wenn sich das Spiel aus einem bekannten Franchise (oder mehreren) bedient.
Neben den vier Turtles selbst gibt es noch Casey Jones, April O'Neil, Splinter, Fugitoid und Raphaels Geheimidentität Nightwatcher. Auf der Seite der Bösen gibt es den Shredder, seine Adoptivtochter Karai, einen namenlosen Foot Ninja und den Utrominator, quasi eine "moderne" Version von Krang. Und dann gibt es noch drei (!!!) verschiedene Rabbids, quasi als kleiner Gag von Ubisoft. Versteht mich nicht falsch, ich mag die Rabbids. Jeder mag sie. Aber warum 3 drei verschiedene und nur 13 Turtles-Charaktere? Es gibt so unglaublich viele Figuren aus dem Turtles Kanon die man in dieses Spiel packen könnte. Wo ist Usagi Yojimbo? Warum kein richtiger Krang? Wo sind Leatherhead, Agent Bishop, Hun, Baxter Stockman? Noch nicht einmal Bebop und Rocksteady sind dabei! Die Liste ist schier endlos. 
Das schlimme dabei ist, dass ich auf der Gamescom beim anspielen mit einem der Entwickler gesprochen habe, und er auf keinen Fall sagen wollte, welche Figuren, außer denen die in der Demo spielbar waren, noch mit dabei sein werden. Jetzt weiß ich es: das waren schon alle!
Spielerisch gibt es, auch aufgrund der wenigen Attacken, nicht viel Unterschied zwischen den einzelnen Charakteren. Raphael ist schnell, Donatello hat die längste Reichweite, Shredder kann am besten austeilen und einstecken. April und Karai spielen sich beinahe identisch.

Teenage Mutant Ninja Turtles: Smash-Up
Der Cyber-Shredder. Fragt nicht.
Man hätte auch einen gigantischen Fundus an möglichen Alternativkostümen gehabt, aber von den 16 Charakteren im Spiel haben nur sechs ein alternatives Outfit. Und selbst die sind nicht immer nachvollziehbar. Warum gibt es für den Foot Ninja nicht das klassische lila Outfit? Und von all den Inkernationen des Shredders aus den letzten 25 Jahren, musste das Zweitkostüm von Shredder ausgerechnet der Cyber-Shredder sein? Splinters Bonus-Outfit ist ein Witz.
Das Freispielen an sich ist außerdem ziemlich mühsam. Der einzige Weg, fünf der Bonus-Charaktere frei zu schalten, ist immer wieder den Arcade-Modus durchzuspielen und einige der Alternativkostüme gibt es, zumindest laut der Tipps die ich online gelesen habe, nur im Survival Mode. Aber ich hab einmal 60 Gegner hintereinander im Survival Modus erlegt und immer noch nichts dafür bekommen. Einer der Rabbids, ein Alternativkostüm und eine Arena sind sogar, soweit mir bekannt ist, nur per Cheat freischaltbar.

"Donatello does machine..."

Teenage Mutant Ninja Turtles: Smash-Up
Ich habe keine Ahnung was dieses Level darstellen soll.
...aber anscheinend nicht hier. Smash-Up ist nicht wirklich hässlich, aber auch in keinster Weise irgendwie erwähnenswert. Im direkten Vergleich mit Super Smash Bros. Brawl kann die Kanalisationskeilerei nur abstinken (pun intended). Die Figuren bewegen sich zwar alle auf ihre eigene Art und Weise, aber sie könnten durchaus mehr/bessere Texturen vertragen.
Optisch orientiert sich das Spiel am letzten Kinoabenteuer der radikalen Reptilien. Das wäre an sich nichts schlimmes, aber gerade die wenigen menschlichen Figuren sehen nicht sonderlich toll aus. Rückblickend macht sogar das Remake von Turtles in Time eine bessere Figur.
Die Levels an sich gehen in Ordnung, aber auch hier frage ich mich, was die Entwickler da teilweise geritten hat. Man kämpft in der Kanalisation und auf den Dächern Manhattens, soweit so gut. Das Level auf dem fahrenden Zug hat zwar nicht viel mit den Turtles zu tun, ist aber cool. Aber eine Westernstadt und ein Kreuzfahrschiff in der Antarktis? Was hat das bitte mit den Ninja Turtles zu tun? Es gibt ein Level in dem das Technodrom im Hintergrund rumfährt, das ist aber das einzige Zugeständnis, welches das Spiel an die Trickserie aus den 80ern macht. Das finale Level und damit Shredder's Basis sieht mehr aus wie etwas aus Metroid, als aus TMNT.
Die farbigen Auren, die ihr in den Screenshots seht, kann man übrigens abschalten, aber dann sollte man aufpassen, dass keine 2 gleichen Charaktere an einem Match teilnehmen, weil es noch nicht einmal Alternative Farbschemen für die meisten Figuren gibt und sie so kaum voneinander zu unterscheiden sind.

In Sachen Sound gibt es nicht viel zu sagen. Es ist zwar nett, dass sie die Sprecher aus der neuen Trickserie engagieren konnten, aber man hört sie nur sehr selten und es hat keinen großen Einfluss. Zu Beginn jedes Matches darf jeder Kämpfer was sagen und das wars dann meist auch schon. Die Musik schwankt zwischen merkwürdig, unpassend und grauenvoll. In Splinters Dojo klingt die Musik eher nach Street Fighters Vega und ein paar von den anderen Melodien wären sogar für Mario Party zu peinlich.

"Mondo-bizzaro"

Teenage Mutant Ninja Turtles: Smash-Up
Die farbigen Auren lassen sich glücklicherweise abschalten.
Bonusmaterial gibt es übrigens auch. Als offizielles Spiel zur "Shell-ebration" zum 25. Geburtstag der Ninja Turtles gibt es vorallem eine Menge Artwork freizuschalten, sowie ein paar Trailer. Alles in allem nichts besonderes, da das Design von Smash-Up einfach nicht Material hergibt um so eine Sektion interessant zu machen. Das Artwork von Re-Shelled ist da deutlich besser.
Und dann gibt es die Sache mit den Trophäen. Während dem Arcade-Modus und den Bonuslevels werden Schildkrötenpanzer, Shells, gesammelt (die in der Anleitung einmal sogar fälschlicherweise als Muscheln bezeichnet werden). Die dienen als in-game Währung für zwei Dinge.
Zum einen gibt es eine Galerie, in der man sich die Charaktermodelle anschauen kann, aber zu Beginn sind die noch ganz in schwarz gehalten. Nun muss man in einer Art Kirmesschießbude die erspielten Panzer als Geschosse nutzen um einzelne Teile der Figuren freizuschalten. Einmal völlig davon abgesehen, dass die Modelle in Smash-Up nicht wirklich so schön sind, dass ich sie mir unbedingt aus der Nähe ankucken muss, ist das Konzept an sich ziemlich lächerlich. Aber nicht annäherend so lächerlich wie die Trophäenfunktion. Hier bezahlt man mit den Shells einzelne Teile von Siegespokalen die man dann selbst zusammenbauen kann und in Turnieren (on- oder offline) vergeben kann. Das ist so ziemlich eine der beklopptesten Funktionen die ich je in einem Prügelspiel erlebt habe. Die Entwickler waren anscheinen sehr davon überzeugt, dass ihr Titel abhebt und zum Renner der (nicht vorhandenen) Wii Online-Community wird.

Oh, und noch was. Das Cover ist furchtbar.

Fazit

Teenage Mutant Ninja Turtles: Smash-Up ist kein unglaublich schlechtes Spiel, aber gut ist es auch nicht. Es gibt nichts am Gameplay, was Super Smash Bros. Brawl nicht besser macht und es ist nicht abwechslungsreich genug um eine wirkliche Alternative darzustellen. Selbst Hardcore-Turtles Fans werden von dieses Spiel eher enttäuscht sein, da es voller verpasster Gelegenheiten ist und nicht annähernd so viel Content bietet, wie man es von so einem Titel erwartet. Langzeitmotivation gibt es kaum. Ich kann dieses Spiel eigentlich niemandem wirklich empfehlen. Spielt lieber weiter Brawl und kauft euch ein paar Turtles DVDs, da habt ihr mehr von. Wenn das Spiel auf einem anderen System erschienen wäre, hätte es zumindest keine so massive Konkurrenz im eigenem Genre gehabt. Das Turtles Franchise braucht dringend ein Spiel vom Kaliber eines Arkham Asylum. 

Major Bummer, Dude.

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