Mittwoch, 22. April 2009

einseitige Berichterstattung im ZDF

....und ich dachte Frontal 21 wäre die einzige Sendung im 2. die sich auf diesem Level bewegt. Aber nein, jetzt muss auch noch der Heute-Journal seinen Senf dazugeben, wie furchtbar sadistisch diese Spiele alle sind und wie wahnsinnig sie die Gesellschaft militarisieren. Hier in der Medienbibliothek nach der Sendung vom 21.04 kucken.

Als Reaktion auf diesen Bericht hab ich übrigens gleich mal ne Mail an den Sender geschrieben, einfach mal um mir ein bissl Luft zu machen:


Sehr geehrte Mitarbeiter des ZDF, insbesondere der Redaktion des Heute Journals,


gerade eben habe ich mir auf Ihrer Website die Sendung vom 21.04, angesehen, um genauer zu sein, den Teil über Computerspiele und ich muss Ihnen sagen: ich bin zutiefst schockiert. Nicht etwa aufgrund der gezeigten Spiel-Szenen, sondern über die Art wie mit dem Thema umgegangen wird.


Zuallererst einmal, wenn Sie sich schon die Mühe machen manche Titel namentlich zu erwähnen, dann seien Sie doch auch bitte so nett und machen es richtig. Der von Ihnen gezeigte Titel „Call of Duty“ war der 4. Teil der Reihe und handelt tatsächlich von modernen militärischen Streitkräften, ist aber schon fast 2 Jahre alt. Ende 2008 erschien Call of Duty: Word at War, welches wieder vom 2. Weltkrieg handelte. Des weiteren sind die von Ihnen gezeigte „Exekutionsszene“ aus dem Intro von „CoD4“ nicht zum „anheizen“ gedacht. Call of Duty 4: Modern Warfare, wie das Spiel mit vollem Namen heißt, zeigt wie noch kein Spiel zuvor die Schrecken des Krieges. Wer in diesem Spiel nur eine Verherrlichung von Gewalt sieht, hat sich offensichtlich nur sehr oberflächlich mit dem Titel beschäftigt.

Genauso wird im Kommentar zu „Resident Evil 5“ vom „sadistischen töten“ gesprochen wird, was gegenüber den (erwachsenen) Spielern dieses Titels keine bessere Aussage ist, als die Verwendung des diffamierenden Begriffs „Killerspiele“.

Als Szenen aus GTA: San Andreas gezeigt wurden, wurde auch völlig ignoriert worum es in diesem Spiel geht. Ja, man kann „Frauen mit einer Schaufel erschlagen“, aber dafür wird man auch von der Polizei gejagt. Die GTA Serie war von jeher darauf bedacht eine realistische Spielwelt zu erschaffen in der dem Spieler (fast) keine Grenzen gesetzt sind Aber Gesetzlosigkeit in Videospielen bleibt selten ohne Konsequenzen.

Diese Meilensteine der Videospielgeschichte haben besseres als so eine einseitige Berichterstattung verdient.

Des weiteren sind all die genannten Spiele Titel für Erwachsene, ein Punkt der anscheinend gerne übersehen wird.

Spieler sind weder Sadisten noch Mörder noch sonst irgendwie psychisch krank weil sie gerne „brutale“ Spiele spielen! Wir gehen einem Hobby nach. Ein Hobby, das durch eine Verkettung unglücklicher Umstände wieder im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit steht und noch dazu in einem sehr schlechten Licht. Bei Video- und PC-Spielen wird niemand verletzt, denn es ist alles virtuell und jeder Spieler weiß das auch nur zu gut. Und wir haben ein Recht darauf, für unser Hobby nicht diffamiert zu werden.


Bisher war ich sehr froh darüber, dass Ihr Sender sich nicht so unprofessionell auf dieses Thema gestürzt hat wie es von anderen Sendern erwarte (mit Ausnahme von Frontal 21). Das sich eine seriöse Sendung wie der Heute-Journal auf dieses Level begibt, hat meinem Vertrauen in Ihren Sender einen schweren Schlag versetzt. Dies konnte auch durch den nachfolgenden Bericht über E-Sports Veranstaltungen nicht wieder korrigiert werden.


Ein schwer enttäuschter Zuschauer.....


UPDATE:

Hier die Antwort der ZDF Zuschauerredaktion:

Sehr geehrter Herr Huber,

vielen Dank für Ihre E-Mail an das ZDF.

Die Deutschen Gamestage in Berlin waren der aktuelle Anlass, im „heute-journal“ über den „Kick der Killerspiele“ zu berichten. Beispielhaft wurden Szenen solcher Computerspiele gezeigt, die ausdrücklich Gewalt als notwendiges und für das Spielergebnis erfolgreiches Handlungsmodell vorführen. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdete Medien hat an dieser Stelle darauf aufmerksam gemacht, dass das Angebot brutaler Computerspiele größer geworden ist und bei den meist jungen Konsumenten negative Wirkungen zu erwarten sind.

Wie die jüngste Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen ergeben hat, können Computerspiele, vor allem wenn sie einen Rollenvorbild nahelegen, sogar süchtig machen. Die Aussagen Betroffener, die eine solche Entwicklung an sich selbst erlebt haben, bestätigen dies auch durchaus schlüssig. Der Amoklauf in Winnenden war dabei der Anlass, das Thema in der Öffentlichkeit intensiv und aus verschiedenen Perspektiven zu diskutieren. Ihre Kritik an unserer Berichterstattung haben wir dennoch gerne der Redaktion des „heute-journals“ mitgeteilt. Ihre Stellungnahme werden wir außerdem als Teil der Zuschauerresonanz auf das Programm, Themen und Ereignisse festhalten.

Wir freuen uns, wenn Sie auch weiterhin zu unseren interessierten Zuschauern gehören.

Mit freundlichen Grüßen

..................................
ZDF, Zuschauerredaktion



Nichts besonderes, aber zumindest wurde schnell geantwortet....



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